Über meine Bilder

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Der Mauer-Zyklus

Der “Mauer“-Zyklus “MURS DE FRANCE“ stellte einen entscheidenden Punkt in meinem künstlerischen Schaffen dar, einen Doppelpunkt sozusagen. Er ist Neuanfang und Umbruch zugleich. Neuanfang insofern, als durch die Bilder dieses Zyklus’ der Wiedereinstieg in den öffentlichen Kunstbetrieb eingeleitet wurde.

Neuanfang aber auch in Bezug auf die bildnerischen Techniken, die ich jetzt in meinen Bildern anwende. Hier ist zugleich ein gewichtiger Umbruch zu sehen – die Farbe als gestalterisches Mittel löst Bleistift und Zeichentusche der Arbeiten aus den 70er Jahren ab. Ein zweiter Umbruch ergibt sich aus dem Wechsel des Sujets. Stand in den Bildern der 70er Jahre die menschliche Figur im Zentrum der Darstellung, so ist es jetzt das von Menschenhand und Menschenverstand geschaffene, vermeintliche “tote“ Objekt REKLAMEWAND – von der Zeit und den Witterungseinflüssen verändert.

Vorbereitet hat sich dieser Umbruch seit Beginn der 70er durch autodidaktische Studien unterschiedlichster künstlerischer Techniken und regelmäßige Aufenthalte  im Süden Frankreichs. Entlang der Route Nationale 7, der touristischen Hauptstraße in den sonnigen Süden, und in der Provence faszinierten mich die zahllosen Fassadenreklamen, die für mich in ihrem durch Wind und Wetter bedingten Zerfallszustand zugleich pittoresk und geheimnisvoll sind. Sonne, Regen, und Wind als Malwerkzeug der Zeit haben eine schier unendliche Palette von Farbtönen geschaffen, meist pastellartig, gepaart mit kräftigen Farbfeldern, als Ausdruck und Ergebnis menschlicher Reparatur- und Erneuerungs(sehn)sucht.  Der Zahn der Zeit als Instrument künstlerischer Verfremdung, Figuren und Wörter annagend, abwaschend, zerkratzend. Die dadurch entstandenen Figurenfragmente, Wort- und Buchstabenfetzen sind für mich Ausdruck geheimnisvoller Botschaften einer vergangenen Zeit – sozusagen nach außen gekehrte Höhlenmalerei.

LY 100x70 Pastellkreide auf Zeichenkarton

Der so motivierte Bilderzyklus ist aufgeteilt in mehrere “Abteilungen“. Da sind zunächst die so genannten “MAUERPOTRAITS“. Im Vordergrund des Interesses stand für mich bei diesen Bildern die ‘reine‘ Wiedergabe der Reklamewand, das Umsetzen des Gesehenen durch entsprechende künstlerische/malerische Mittel und Techniken, ohne Eingriffe in die vorgefundene Komposition von Fläche, Farben, Formen und Buchstaben.

Im Verlauf des Arbeitsprozesses an diesen Bildern entstanden neue Bildkompositionen, die ich für mich “MAUERGESCHICHTEN“ nenne. Auf ihnen sind die untrschiedlichsten Elemente der vorgefundenen Reklamewände neu miteinander verknüpft. Die Reklamebotschaft – die mich in ihrem ursprünglichen Sinn ohnehin nie wirklich interessiert hat – wird ersetzt durch neue ‘Botschaften‘ oder ‘Geschichten‘, die sich aus der Neukombination der abgebildeten Fragmente ergeben.

Da springt beispielsweise ein (Poulain)-Pferd dem (St. Raphael)-Kellner vom Tablett. Oder ein (St. Raphael)-Kellner serviert dem geschätzten Publikum den Hahnenkopf der Igolreklame. Da fordert auch schon einmal der (Igol)hahn zum P(er)rier (Beten) auf.

PRIER Acryl und Öl auf Leinwand

Das Spiel mit Logos und den Worten wird zum Mittel, Geschichten und Botschaften neu zu erfinden. Diese Geschichten sind meist offen. Dem Betrachter soll kein eindeutiges Geschehen vermittelt werden. Ich selbst werde oft überrascht von dem, was sich im Laufe des Arbeitsprozesses auf dem Bildträger entwickelt. Kompositionsstrukturen können sich ändern – und mit ihnen die Botschaften und Geschichten. Fertige Kompositionen sind aber häufig bei diesen Bildern in ihrer Mitteilung so offen, dass sich die mitteilende “Geschichte“ heut so und morgen ganz anders erzählt. Diese Offenheit soll auch nicht durch die Bildtitel vermauert werden. Im Gegenteil. Die Bildtitel sind häufig genauso geheimnisvoll, wie das Abgebildete selbst.

Innerhalb der Abteilung “MAUERGESCHICHTEN“ entstanden auch Bilder, die gezielt gesellschaftskritische Elemente enthalten. Hierbei spielt für mich die Auseinandersetzung mit unserer so genannten Konsumgesellschaft und die durch sie in den Vordergrund gestellten Werten eine große Rolle. So werden in einigen Arbeiten die Logos und Produktnamen bekannter französischer Konsumartikel über die Losungen der Französischen Revolution  (Liberté, Egalité, Fraternité) gelegt, als Denkanstoß zur Besinnung / Rückbesinnung auf die Werte, die für die demokratische Gesellschaftsordnung grundlegend waren. Diese sind, ähnlich wie bei den Reklamemauern, auf denen eine Botschaft über die andere gemalt ist, nur noch sehr undeutlich und nur durch ganz genaues Hinsehen zu erkennen.

Insofern erschließen sich die Inhalte meiner Bilder nicht unbedingt auf den ersten Blick dem durch das Zapping unserer Fernsehfernbedienungstage und -nächte entschultem Augen. Ich möchte mit meinen Bildern somit auch einladen, zu verweilen, den Augen Zeit zum Schauen zu gönnen und der Fantasie die Möglichkeit zu bieten, Geschichten zu entwickeln und/oder Fragen zu stellen. Die Bilder der dritten Abteilung, die “Freien Kompositionen“ entstanden aus Interesse am reinen Spiel mit den bildnerischen Mitteln, am Spaß an der bildnerischen Komposition. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie den ‘Künstler‘ oder ihren Kunstsachverständigen.

Kopfsilhouetten

Anregung zu diesen Bildern gab mir der Wunsch, mich malerisch und zeichnerisch dem Thema Linie und Fläche zu widmen. Die Fläche, die ich stets   in mehreren Schichten mit unterschiedlichen Techniken malerisch aufbaue, genügt mir meistens nicht. Ich verspüre immer auch den Drang, der Fläche linear etwas gegenüberzustellen. Die Linie könnte selbstverständlich auch keine konkrete Form umreißen sondern “frei laufend“ sich auf der Fläche tummeln. Dass aus ihr eine Silhouette resultiert ist ursprünglich eher ein Zufall, der aus der persönlichen Wahrnehmung der ersten malerischen Fläche hervorging, vergleichbar dem “Erkennen“ von konkreten Formen in Wolkengebilden).Wie bei allen anderen Serien‚ so entwickelte sich auch diese aus der konkreten Arbeit am jeweiligen Bild, das mich in seinen Zwischenzuständen neue Bilder sehen ließ.

03-DOPPELKOPF---Acrylfarbe-auf-Karton
DOPPELKOPF Acrylfarbe auf Karton

Schichtenbilder

In diesen Bildern knüpfe ich an meine Auseinandersetzung mit den verwitterten französischen Mauerreklamen an. Die abstrahierende Darstellung gerade auch der Tierfiguren als Werbeträger, die sich in ihrer verwitterten Form denen der Höhlenmalerei immer mehr angleichen, brachten mich auf die Idee, malerisch-zeichnerische Möglichkeiten zu erproben, in denen ich den direkten Bezug dieser unterschiedlichen Epochen der menschlichen künstlerischen Darstellung auf ein und dem selben Bildträger visualisiere. Die Hinzunahme weiterer künstlerischer Stile (u.a. Konstruktivismus, Graffiti) ergab sich für mich zwangsläufig und stellt eine Art  Zusammenschau unterschiedlicher malerisch-zeichnerischer Stile auf der Bildfläche dar.

Die Schichtung von Techniken und Inhalten ist für mich dabei auch insofern interessant und spannend, da ich darin eine Möglichkeit entdeckt habe, die Bildfläche als Visualisierungsort meiner Erinnerung und künstlerischen Prägung in sich überlagernden Schichten darzulegen, transparenten Folien gleich, die Zeichen, Bilder, Kompositionen und Techniken unterschiedlichster Epochen mal mehr mal weniger deutlich in meinen eigenen aktuellen Bildern durchscheinen lassen. Ausgangspunkt sind dabei oft ältere “Originale“ aus früheren Zyklen,bei deren Betrachtung sich im Zusammenhang jeweils aktueller Auseinandersetzung mit visuellen Eindrücken neue, erweiternde Aspekte ergeben. In solchen Fällen wird die oben beschrieben Technik der Mauerzyklus-Bilder durch neue Schichten in anderen Techniken weiter entwickelt. Ein anderer Ausgangspunkt können Bilder sein, die ich nachts geträumt oder tags plötzlich im Kopf habe.

Die daraus entstehenden Bilder sind in ihrer Aussage beim “Start“ zumeist nicht festgelegt, entwickeln sich formal und inhaltlich im Arbeitsprozess und können immer wieder neue, “Geschichten“ erzählen. Dabei ist es unerlässlich, sich länger auf die Kompositionen einzulassen, um die unterschiedlichen Schichten und ihre jeweiligen Elemente zu entdecken und immer wieder neu zu kombinieren.

PRIER Acryl- und Dispersionsfarbe auf Hartfaserplatte

Zur Technik

Den meisten Arbeiten des ‘Mauer-Zyklus’ liegt eine ausführliche ‘natur’getreue Pastellkreide­zeichnung auf Zeichenkarton zugrunde. Durch unterschiedliche Verfahren wird diese Zeichnung gepresst, gekratzt und verletzt  und damit  “gealtert“. In einer sich anschließenden Phase werden in das unfixierte Bild neue Pastellkreiden (oft in Pulverform) eingearbeitet. Eine Bearbeitung mit Wasser und dünner Abtönfarbe führt zu einer partiellen Auflösung des Pastellgrundes   (Farbschlieren, Rinnsale, etc). Mit Radiergummi und Pinsel werden strichhafte Spuren in das Bild eingearbeitet, die den Prozess der Dynamik des Zerfalls verdeutlichen sollen. In einem weiteren Arbeitsschritt werden die Farben fixiert. Anschließend werden in viele Arbeiten Fragmente von Papierreklamewänden, verrostete Bleche, alte Pappen und Dinge, die auf Alter und Verwitterung hindeuten, eingearbeitet. Abschließend ist eine nochmalige Überarbeitung mit dünnflüssiger Abtön- oder Acrylfarbe möglich.

Im weiteren Verlauf der Arbeit habe ich die Palette der Bildträger und Farbmaterialien schrittweise erweitert. Die meisten Arbeiten entwickelten sich aus Mischtechniken. Zur Pastellkreide gesellten sich Fettkreiden, Acryl- und Ölfarben, Graphit und unterschiedlichste Collageelemente.  Einzelne Bildschichten habe ich mittels Schmirgelpapier teilweise wieder abgetragen und neu wieder aufgebaut beziehungsweise mit neuen Schichten überlagert.

Neue Wege

Auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten lege ich neuerdings immer wieder auch Phasen ein, in denen ich spontan mit reduzierten farblichen Mitteln auf unterschiedlichen Formaten Farbkompositionen sich entwickeln lasse. Dabei ist häufig eine spontane Geste mit Pinsel oder Spachtel und einer Farbe Ausgangspunkt. Dann lasse ich mich von dem jeweiligen Zwischenergebnis zur weiteren Komposition inspirieren. Spontangestus und bewusst konstruierte Fläche bilden dann ein reizvolles Spannungsverhältnis.

Des weiteren experimentiere ich gerne mit den Materialien, die sich in meinem Atelier ansammeln. Dabei habe ich unter anderem das Verfahren der Monotypie für mich entdeckt, das sich aus dem Spiel von Farbe und Klarsichtfolien oder Glasplatten ergab. Dabei skizziere ich in einem ersten Schritt eine Form/Figur auf der Folie/Glasplatte. Im zweiten Schritt male ich die Form mit Farbe aus und beobachte die sich bildenden Farbflächen, Schlieren und die dadurch strukturierte Fläche. Mit der gebotenen Vorsicht lege ich dann ein Blatt Papier auf die Folie und ziehe das Blatt ebenso vorsichtig wieder ab. Ist danach noch eine angemessene Komposition auf der Folie stehen geblieben, mache ich einen weiteren Abzug auf neuem Papier, der sich in einer völlig anderen Form präsentiert. Ähnlich wie bei meinen ganz frühen sozialkritischen Tuschezeichnungen der 70er Jahre oder den ersten Arbeiten zu den französischen Werbemauern, ergibt sich auch in diesem Verfahren eine Anmutung von Vergänglichkeit.

Neuerdings kombiniere ich auch mehrere Motive von unterschiedlichen Druckmaterialien auf dem selben Blatt . Die sich daraus ergebenden neuen Assoziationen und Inhalte sind mir zu Beginn des Arbeitsprozesses noch nicht bekannt. Sie entspringen keinem vorgefertigten Konzept, sondern ergeben sich erst im Arbeitsprozess.

Des weiteren experimentiere ich seit einiger Zeit mit der Technik der Hinterglasmalerei. Auch bei dieser Technik interessiere ich mich sehr für   die Zufallsstrukturen, die sich beim spontanen Farbauftrag ergeben und die Ausgangspunkt für eine bewusstere Weiterentwicklung der Komposition bilden. Das Spannungsgefüge aus spontaner Geste, Zufallsstruktur und bewusster Setzung von Fläche und Linie stellt für mich einen besonderen Reiz dar.

ERHEBEND  Monotypie von Folie und Glasplatte